OFFENE TÜREN
Poetry zur Jahreslosung 2022
(von Petra Halfmann)
Jesus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ (Joh. 6,37)
Weit offene Türen – wir dürfen spüren, wir sind erwünscht.
Wir werden wirklich erwartet. Bei ihm sind wir richtig.
Für ihn sind wir wichtig, noch wichtiger als VIP-Gäste,
hochangesehen, die irgendwann gehen.
Wir dürfen bleiben, solange wir wollen
und aus den vollen Töpfen seiner Großzügigkeit schöpfen.
Wir dürfen für immer dazu gehören und wir stören irgendwie nie.
Weit offene Ohren, nichts geht verloren von dem, was wir sagen,
die Zweifel, die Fragen, die Klagen, die Sorgen um Morgen.
Immer wieder dürfen wir kommen,
werden ernst genommen, einfach so wie wir sind.
Sein Angebot steht, die Realität seiner Liebe gilt konkret
allen Menschen auf unserm Planeten.
Wir dürfen eintreten als seine geliebten Kinder.
Und egal wohin der Weg uns geführt hat,
egal wieviel Schmutz und Schlamm an unseren Füßen hängt,
er schenkt uns seine volle Aufmerksamkeit,
seine ganze Zeit, Geborgenheit.
Er ist bereit, alles für uns zu geben - sogar sein Leben.
Weit offene Arme, warme Worte, Wohlwollen, Weitherzigkeit.
Wir werden nicht wieder weggeschickt
und auch nicht einfach weggeklickt.
Nein, er ist online, nicht offline, den ganzen Tag lang,
und sogar nachts ist er stets auf Empfang.
Ja, er empfängt uns, er zwängt uns nicht ein, bedrängt uns nicht, nein.
Er ist uns zugewandt, kommt auf uns zu gerannt,
so wie der Vater dem verlorenen Sohn entgegenkam,
ihn in die Arme nahm
ohne Wenn und Aber, ohne großes Gelaber,
ohne Moralpredigt, die hatte sich erledigt.
Bedingungslos, grenzenlos, unvorstellbar groß ist seine Liebe.
Sie schließt niemanden aus, ein offenes Haus - für alle,
nicht exklusiv sondern inklusiv,
ein Liebesbrief, der allen Menschen gilt.
Keiner wird abgewimmelt, keiner wird zurückgewiesen,
selbst in miesen Krisen ist er für uns da, ganz nah.
Der Papa lässt uns nicht einfach abblitzen.
Wir müssen keine Strafe absitzen
und selbst wenn die Dinge sich zuspitzen,
zeigt er uns nicht die kalte Schulter.
Und mitten im Tumult, erfahren wir seine Geduld.
Er vergibt unsre Schuld.
Er kennt kein Tabu. Er neigt sich uns zu, ist mit uns per Du,
er nimmt uns auf in seine himmlische Crew.
Und gibt uns nach seinem Ratschluss einen neuen Status.
Familienmitglied der göttlichen Familie,
dazu einen Wohnberechtigungsschein für die himmlische Immobilie
mit ewigem Bleiberecht,
das klingt echt nicht schlecht.
Jesus sagt: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“
Wartend steht er an der Pforte, einladende Worte.
Er sagt: „Kommt herein!“
Er lädt uns ein, bei ihm zu sein.
Das ist einfach nur Willkommenskultur pur.
Der kleine Benjamin
Predigt am 18. Juli 2021 zum 7. Sonntag nach Trinitatis von Pfr. i.R. Traugott Burmann
Predigttext: 1. Könige 17,1-16
Die Geschichte die unser heutiger Predigttext erzählt, will ich Ihnen heute in meiner Predigt gerne nacherzählen lassen – und zwar aus einer ganz besonderen Perspektive, nämlich: aus der Sicht des Jungen, der das alles miterlebt hat.
Meine Erzählung heißt deshalb: Der kleine Benjamin.
Hallo! Mein Name ist Benjamin! Ich wohne in Zarpat. [Die Griechen und dann auch die Römer haben unsere Stadt später „Sarepta“ genannt. Zarpat wird in der Hebräischen Bibel zwei Mal (hebräisch צָרְפַת) und im Neuen Testament (griechisch Σαρεπτα) ein Mal erwähnt.] Zarpat liegt in Phönizien, etwas südlich von Sidon (und nördlich von Tyrus) also im heutigen Libanon, direkt am Meer.
Ich wohne hier nur mit meiner Mutter. An meinen Vater kann ich mich eigentlich gar nicht erinnern. Er ist gestorben, wie ich noch ganz klein war. Meine Mutter ist die beste Mutter, die es gibt. Immer wieder erklärt sie mir, dass sie mich ganz besonders lieb hat und ich ihr Goldschatz bin. Sie liest mir jeden Wunsch von den Augen ab.
ABER: Die meisten davon kann sie mir nicht erfüllen. Denn: Meine Mutter ist arm – wie fast alle Witwen. Ab und zu hilft sie bei der Ernte ober sie geht putzen und verdient so unseren Lebensunterhalt. Einen echten Beruf - mit festen Einnahmen - hat sie nie gehabt. Für uns bedeutet das: Wir haben eigentlich wenig Geld und oft auch nicht genug zu essen.
Aber in der Zeit, von der ich euch heute erzählen will, war es besonders schlimm. Es herrschte Hungersnot. Sei Monaten hatte es nicht mehr geregnet. Auch die anderen Menschen litten bittere Not – NICHT NUR WIR! Es war schlimm! Schon tagelang, ja wochenlang knurrte uns immer wieder der Magen. So war das auch an dem Tag, von dem ich jetzt erzählen will!
Meine Mutter wollte gerade aus dem Haus gehen, um Brennholz zu sammeln. In der Tür war sie stehen geblieben und hatte sich zu mir umgedreht. Traurig hat sie mich angeschaut und leise gesagt: „Ich geh´ noch mal Holz sammeln! Wenn ich zurückkomme, dann backe ich uns Brot mit dem letzten Rest Mehl, den wir noch haben und den paar Tropfen Öl, die noch da sind. Und was dann mit uns wird, weiß ich nicht! Wir haben dann nichts mehr zu Essen. Wahrscheinlich müssen wir verhungern – wenn nicht ein Wunder passiert.“ Und schon hatte sie sich umgedreht und war fortgegangen.
Wie sollte ich sie nur trösten? Was konnte ich tun? In meinem Kopf rasten die Gedanken, aber mir fiel nichts ein, was uns hätte retten können. Wie froh war ich, als Mutter einige Zeit später mit einem Bündel Holz zurückkam. Wortlos ging sie zum Herd, Machte mit dem Holz ein Feuer an, nahm dann den Topf mit Mehl, goss das restliche Öl darüber und knetete einen Teig.
Viel war DAS nicht – gerade mal so viel, dass es für uns beide heute Abend noch einmal reichen würde. Aber was dann?
Als der Teig fertig war, teilte sie ihn in zwei Teile, formte zwei Brotfladen daraus und schob sie in den Backofen. Währenddessen holte sie den Krug mit Wasser und drei Becher. JA, wirklich: drei Becher! wunderte ich mich. Sie goss Wasser in die Becher und dann holte sie eines der Brote aus dem Backofen, nahm es und einen der Wasser-Becher und ging damit nach draußen vor die Tür.
Dort vor der Tür konnte ich einen Mann erkennen. Wild sah er aus. Wie wenn er sich seit Tagen nicht mehr gewaschen und gekämmt hätte. Ich erschrak, als ich ihn sah. Aber meine Mutter ging auf ihn zu und gab ihm das Brot und den Becher: „In Gottes Namen! Iss und trink!“ sagte sie. Er nahm Wasser & Brot und sagte: DANKE! Vergelt ´s Gott!
Mutter drehte sie sich wieder um und kam zurück ins Haus. Sie nahm den anderen Brotfladen, den sie gebacken hatte, zerriss ihn in zwei Teile und gab mir das halbe Brot und einen Becher Wasser. Sie selbst nahm den dritten Becher und die andere Hälfte des Brotes. Dann setzten wir uns auf den Boden und Mutter sagte auch zu mir die gleichen Worte, wie schon zu dem Fremden draußen: „In Gottes Namen! Iss und trink!“ Und ganz leise fügte sie dann hinzu: „Wir haben jetzt nichts mehr zu Essen. Keine Ahnung, wie es morgen weitergehen soll.“
Wir aßen wortlos. Ich wusste nicht, was ich hätte sagen können, um nicht alles noch schlimmer zu machen. Und sie wohl auch nicht!
Plötzlich stand der Mann in der Tür, dem die Mutter draußen Brot und Wasser gereicht hatte. „DANKE!“ sagte er noch einmal! „Gott wird dich segnen!“
Mutter sprang auf! Mit seltsamen Augen sah sie den Fremden an. Und DANN drehte sie sich langsam zu ihrem Mehl-Topf hin und macht einen Freudensprung! „Es ist wirklich wahr!“ rief sie, „Im Topf ist wieder Mehl – oder noch immer? Ich weiß es nicht!“ „Und der Krug ist auch wieder voll Öl!“ Und dann lief sie auf den fremden Mann zu, drückte ihn an sich und rief: „DANKE, Danke! DANKE!“ Doch der Fremde schüttelte nur den Kopf und sagte: „Danke nicht mir! Ich habe doch nichts getan! Danke Gott, dem HERRN! Er sorgt für Dich und mich!“
Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr! Was war den passiert? Was war mit meiner Mutter passiert! Und was hatte das mit diesem Mann zu tun? Wer war das? Was wollte er?
Ich erfuhr das alles schon wenig später. Denn meine Mutter lud den Fremden ein, hier bei uns im Haus zu bleiben. Sie sei ihm so dankbar! Er sei unsere Rettung in der Not gewesen!
Und DANN erzählten die beiden mir, wie Mutter den Fremden am Stadttor getroffen hatte und wie er sich als der Prophet als Elia vorgestellt hatte. Irgendwie erinnerte ich mich auch, dass ich von einem Elia schon gehört hatte, weil König Ahab von Israel ihn überall hatte suchen lassen - sogar bei uns in Phönizien.
UND: Ja, jetzt fiel es mir wieder ein: Er, der Prophet, soll zu König Ahab gesagt haben: „So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, bis ich es befehle. Und seither herrschte nun Trockenheit und hat es nicht mehr geregnet. Elia - so hatte ich gehört - war damals blitzschnell verschwunden. UND: Obwohl die Häscher König Ahab´s, sofort mit ihrer Suche anfingen konnten sie ihn nirgends finden; in Israel nicht und auch bei uns in Phönizien nicht.
Später hat mir Elia erzählt, dass sein Gott ihn an den Back Krit geschickt hatte - Irgendwo versteckt im Ostjordanland. Und ER habe zu ihm gesagt: „Trink Wasser vom Bach und den Raben habe ich befohlen, dass sie dir zu essen bringen sollen.“ Und genau SO sei es dann auch gewesen. die Raben brachten ihm Brot und Fleisch morgens und abends und Wasser trank er aus dem Bach.
Doch allmählich sei der Bach Krit ausgetrocknet, weil es ja nicht mehr geregnet hat. Da habe Gott zu ihm gesagt: „Mach dich auf und geh nach Zarpat, das bei Sidon liegt, und bleibe dort; denn ich habe dort einer Witwe geboten, dich zu versorgen.“
Und so hatte er sich aufgemacht (zu uns) nach Zarpat. Und am Tor der Stadt meine Mutter getroffen und sie gebeten: „Hole mir ein wenig Wasser im Gefäß, dass ich trinke!“ Und als sie fortging um ihm Wasser zu holen, habe er ihr nachgerufen: „Bringe mir auch einen Bissen Brot mit!“ Doch meine Mutter habe ihn traurig angeschaut und gesagt: „So wahr der HERR, dein Gott, lebt: Ich habe nichts Gebackenes, nur eine Hand voll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Schau, ich hab gerade dieses Holz aufgelesen, damit ich meinem Sohn und mir daheim noch einmal etwas zu essen machen kann - und dann müssen wir wohl sterben.“
Elia hatte das tief berührt! Doch; was dann geschehen ist, das konnte er sich später selbst nicht erklären. Irgendwie hatte er gespürt, dass Gottes Geist ihn erfüllt hat und - ohne nachzudenken - hatte er zu meiner Mutter in ihrer Not gesagt: „Fürchte dich nicht! Geh hin und mach´s, wie du gesagt hast. Doch mache zuerst mir etwas Gebackenes davon und bringe mir ´s heraus; DIR aber und deinem Sohn sollst du danach auch etwas backen. Denn SO spricht der HERR, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und das Öl im Krug soll nicht ausgehen bis auf den Tag, an dem ich ,der HERR, es wieder regnen lassen wird auf Erden. Wenn ich ehrlich bin“ fügte Elia an „war ich sehr erstaunt, dass Deine Mutter so viel Vertrauen zu mir hatte, und sie wirklich alles SO gemacht ha, wie ich es zu ihr gesagt habe - obwohl ich selbst das gar nicht so recht glauben konnte, was Gott ihr durch mich gesagt hatte. Großartig, dass es ein so großes Gottvertrauen gibt!“
Ja, ich denke: Elia hat schon recht! Meine Mutter ist großartig! Und der Gott, auf den sie und Elia da vertraut haben, ist noch viel großartiger!
Jetzt wohnt Elia schon eine ganze Zeit bei uns. Es ist fast so, als seien wir eine kleine Familie. Oft habe ich über unsere Geschichte nachgedacht.
KLAR!
Die Begegnung mit Elia und das Wunder, das er angekündigt hat, hat uns das Leben gerettet! Ich finde das noch immer unfassbar - wenn mir jemand so etwas erzählen würde, ich glaube, ich würde denken, „DER SPINNT!“ Ich würde es ihm nicht glauben.
GUT:
Es war „nur“ Wasser und Brot“ - Die einfachsten Grundnahrungsmittel. EBEN: „unser täglich Brot“. Keinerlei Delikatessen. Kein Luxus! ABER auf jeden Fall genug, um nicht zu verhungern. Und DAS ist ja auch ein echtes Wunder!
Aber etwas anderes beschäftigt mich eigentlich noch viel mehr! Auch, wenn Sie jetzt vielleicht sogar meinen, ich sei egoistisch oder gar undankbar! Aber ich frage mich: WARUM hat Gott den Elia gerade zu uns geschickt? Warum zu meiner Mutter und mir? Es gab doch so viele andere arme Menschen, denen es damals genauso dreckig ging wie uns! WARUM hat Gott den Elia gerade zu uns geschickt? In eine für ihn fremdes Land? WARUM gerade zu uns die wir doch ganz andere Götter verehren als er und seinen Gott den HERRN selber gar nicht anbeten? WARUM hat dieser GOTT gerade uns das Leben gerettet - während andere Menschen zur gleichen Zeit verhungert sind! Ich habe keine Antworten auf diese Fragen gefunden!
Und Elia konnte mir da auch nicht weiterhelfen! Mehr verdient als andere haben wir DAS jedenfalls nicht! Ob wirklich die Menschen recht haben, die sagen, dass Gott gerade die Menschen liebt, die ihm nichts zu bieten haben, dass ER ganz besonders auf der Seite derer steht, die arm sind, verzweifelt und hoffnungslos. Mag ja sein! Aber „verstehen“ kann ich es trotzdem nicht.
ABER TROTZDEM: Ich bin dem Gott des Elja auf jeden Fall sehr dankbar, dass ER an uns gedacht hat und uns vor dem Verhungern gerettet hat. Hoffentlich dürfen noch viele andere Menschen solche wunderbaren Erfahrungen mit ihm machen! Ich würde es jedem wünschen! Und. Ich hoffe auch, dass es noch viele solche Elias gibt, die anderen Menschen eine so wunderbare, lebensrettende Botschaft überbringen dürfen - in Wort und Tat!!
Hoffentlich auch bei Euch in Kulmbach!
Liebe Friedenskirchengemeinde!
Ich danke dem kleinen Benjamin ganz herzlich für seine Geschichte und seine Gedanken dazu. Ich denke, mir bleibt da nur noch zwei Sätze aus einem Märchen anzufügen.
ABER: NICHT aus dem Märchen „Der süße Brei“ oder vom „Schlaraffenland“ sondern aus der Märchen-Oper „Hänsel und Gretel“, die mit dem Satz endet:
Wenn die Not aufs höchste steigt,
Gott der Herr sich gnädig zu uns neigt!
Ja, wenn die Not aufs höchste steigt,
Gott der Herr die Hand uns reicht!
AMEN
Zeit-Gedanken
Gebet